Eine Begegnung voller Staunen und Lebendigkeit
Ich saß an meinem Lieblingsplatz hier in Slowenien und genoss die warme Herbstsonne auf der Haut. Aus dem Augenwinkel nahm ich plötzlich an der Steilwand neben mir eine Bewegung wahr. Ich schaute hin – was war das gewesen? Und ich erkannte: Es waren zwei Gämse. Sie hüpften und liefen mühelos die steile Felswand empor.
Fasziniert beobachtete ich, wie selbstverständlich und ruhig sie in ihrem zügigen Tempo die Wand erklommen. Ich hatte nicht gewusst, dass die Gämse hier an dieser so steilen Wand unterwegs waren, nur wenige Meter von mir entfernt.
Kindheitserinnerungen: Trophäen an der Wand
Während ich die beiden Tiere beobachtete, kam mir eine Erinnerung aus meiner Kindheit. Gämse begleiten mich eigentlich schon seit ich denken kann – wenn auch in anderer Form.
Ich bin zwar in der norddeutschen Tiefebene aufgewachsen und dort im flachen Land war ganz sicher keine Gams zu finden.
Aber: Mein Opa, der schon sehr früh gestorben ist, war Jäger gewesen, und so hingen im Jagdzimmer und Wohnzimmer meiner Oma viele Trophäen. Und darunter waren auch viele Gamsköpfe.
Für mich als Kind war das einerseits völlig normal, einfach weil ich es gar nicht anders kannte. Andererseits fand ich es unheimlich – besonders nachts, wenn ich im Wohnzimmer schlief und die starren Köpfe über mir an der Wand hingen.
Die lebendige Gams und ihre Faszination
Heute ist das anders.
In diesem Jahr habe ich schon mehrere Begegnungen mit Gämsen gehabt. Klar, hier in Slowenien bin ich natürlich viel näher an ihrem Lebensraum als je zuvor. Aber auch in den letzten Jahren gab es immer wieder Momente auf Wanderungen in den Alpen, bei denen ich diese Tiere beobachten konnte.
Es fasziniert mich jedes Mal aufs Neue, wie sie sich in steilstem Gelände bewegen – rennend, springend und voller Energie. Dann wieder wie eingefroren stehen bleiben, beobachtend, lauschend, aufmerksam innehalten. Ich könnte stundenlang zuschauen. Es hat für mich etwas Magisches.
Meine Bedeutung der Gams: Vertrauen, Heilung und neue Lebendigkeit
Nach dieser Begegnung an dem Herbstnachmittag habe ich darüber nachgedacht, was die Gämse für mich persönlich bedeuten. Und nach und nach haben sich für mich zwei Botschaften herauskristallisiert.
Zum einen das Thema Vertrauen.
Die Gams vertraut sich selbst vollkommen. Sie weiß einfach, dass sie immer den richtigen Weg findet, nicht abstürzt und jedes Hindernis auf ihre Art und Weise überwinden kann. Und dadurch wird sie frei.
Diese Fähigkeit wünsche ich mir noch stärker für meinen Weg. Und gleichzeitig spüre ich: Ich bin schon mittendrin. Ich vertraue mir selbst immer häufiger, auch wenn meine Entscheidungen und mein Weg so vollkommen anders ist als der von anderen Menschen.
Zum anderen der Wechsel von tot zu lebendig.
Als Kind kannte ich die Gams nur als Trophäe, starr und angsteinflößend. All die Fähigkeiten, die die Gams verkörpert, kannte ich nicht. Und sie waren weit entfernt von meinem Leben als Kind.
Heute aber entdecke ich die Gams immer wieder lebendig draußen in den Bergen. Und ihre Fähigkeiten auch manchmal in mir selbst.
Durch den Prozess der letzten Jahre, bei dem ich immer mehr zu mir und meinem Weg gekommen bin, habe ich das Vertrauen in mir gefunden. Ich lebe meine Freiheit und sehe „Probleme“ oder Hürden inzwischen oftmals Herausforderungen. Selbst die Angst gehört für mich nun zu meinem Weg, den ich Schritt für Schritt gehe. Mal ist sie stärker da, mal schwächer – aber vor allem immer in Bewegung.
Die Gämse haben mir also auch gezeigt, welchen Weg der Heilung ich bereits gegangen bin.

Eine weitere Begegnung mit Gämsen, direkt in der Nähe unseres Hauses
Symbole als Lebensbegleiter
Manche Bilder und Symbole begleiten uns ein Leben lang oder zumindest eine lange Zeit. Manchmal bewusst, oftmals aber auch ohne, dass wir es bewusst wahrnehmen. Sie können sich verändern, eine neue Gestalt annehmen, vielleicht auch eine andere Botschaft zeigen.
Ich hatte gefühlt Ewigkeiten nicht mehr an die Gamsköpfe im Jagdzimmer meiner Großmutter gedacht, als mir die Gämse begegnet sind. Und doch erkannte ich durch diese Begegnung, wie sehr sie mich geprägt haben und wie lebendig mein Leben nun geworden ist.
Und wie ist es bei dir? Gibt es ein Tier oder ein anderes Symbol, welches dich über lange Zeit begleitet? Und hat es sich über die Zeit vielleicht auch verändert?
Meine persönliche Botschaft von der Gams
Heute erkenne ich, wie tief die Bedeutung der Gams in meinem Leben verwurzelt ist.
Für mich hat die Gams in diesem Herbst ein Stück Kindheit verwandelt: Aus einem starren Trophäenkopf wurde ein lebendiges Bild voller Kraft. Sie erinnert mich daran, dass Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten Freiheit schenkt. Und dass der Weg immer leichter ist, als er aussieht.
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