Ein Frühling in den Bergen und die Erkenntnis, dass Freiheit mehr ist als ein Ort
Die letzten fünf Wochen lang habe ich mein Leben verlagert. Raus aus dem Alten, raus aus dem deutschen Wohngebiet eines kleinen Ortes am Rand der schwäbischen Alb, hinein in ein kleines altes Bauernhaus in den slowenischen Bergen.
Und das, ohne zu wissen, was mich erwartet.
Es war kein Urlaub. Es war eher eine Art Selbstversuch. Eine Reise hin zu mir, um noch mehr zu spüren, wie ich leben möchte.
Und jetzt, im Rückblick, kann ich sagen: Diese örtliche Veränderung hat einiges an Transformation angestoßen.
Veränderung im Außen: Ankommen in Slowenien
Mein Mann und ich haben ein altes Bauernhaus in Slowenien und dieses Frühjahr hatten wir beschlossen, für mehrere Wochen dorthin zu fahren. Nicht, um Urlaub zu machen, sondern um wirklich dort zu leben und auch zu arbeiten. Zu fühlen, wie es ist, dort zu sein.
Es war ein logischer Schritt. Aber nicht einer, den man einfach am Schreibtisch planen kann. Denn wir stellten uns beide (mal wieder) die Frage, wie es weitergehen sollte. Da wir seit Anfang diesen Jahres durch unser gemeinsames Business von überall aus arbeiten können, war plötzlich alles offen. Und wir wussten beide: So wie wir bisher wohnten, konnte es nicht bleiben. Wir wollten endlich noch näher in die Natur, am liebsten auch mit Garten. Aber wohin? Eine solche Entscheidung nur im Kopf zu treffen, fühlte sich nicht stimmig an. Und wir haben das Haus. Aber wollten wir wirklich dorthin ziehen?
Irgendwann war die Idee klar. Denn ich wusste: Ich muss es erleben. Ich muss dort sein – mit allem, was dazugehört. Bevor ich entscheiden kann, wie es weitergeht und wo ich leben möchte.
Die Vorfreude auf diese Reise war groß. Es gab viel zu planen und vorzubereiten. Als wir dann endlich losfuhren, spürte ich ein tiefes Freiheitsgefühl. Es war ein bisschen wie ein Aufbruch in ein neues Kapitel.
Die Realität vor Ort war dann allerdings erstmal weniger romantisch. Das Haus stand den ganzen Winter über leer, war kalt, schmutzig und voll mit Dingen, die nicht zu mir gehörten, denn wir hatten bisher noch nicht die vielen Sachen der vorherigen Eigentümer rausgeschmissen. Die ersten Tage waren daher ganz dem Ausmisten, Putzen und Einrichten gewidmet.
Diese erste Woche war intensiv. Sowohl körperlich als auch emotional. Es kam vieles hoch. Nicht nur der Schmutz, sondern auch innerlich viele alte Themen. Zwischendurch hatte ich das Gefühl, ich komme überhaupt nicht voran. Und trotzdem wusste ich: Genau das gehört dazu. Und nach und nach kam dann mit jedem Raum, der erst leer und dann mit den mitgebrachten Dingen schön wurde, ein Gefühl davon, zuhause zu sein.
Veränderung im Alltag
Die restlichen 4 Wochen habe ich dann einen ziemlich normalen Alltag gelebt: Arbeiten, Kochen, Organisieren, Schlafen. Und doch war vieles anders.
Da der Mai überwiegend kühl war und das Haus noch kalt, musste der Kamin regelmäßig befeuert werden. Denn das ist die einzige Heizmöglichkeit. Also Holz holen, hacken, nachlegen – das kostet Zeit. Mehr als man denkt. Eine Stunde am Tag kann da schon mal draufgehen.
Aber es ist auch ein schönes Ritual. Vor dem lodernden, heißen Feuer zu stehen und den Flammen zuzusehen hat mich sehr geerdet.
Was sich verändert hat, war mein Rhythmus. Ich habe mir erlaubt, nicht nur am Schreibtisch zu arbeiten, sondern auch einfach mal lebendig zu arbeiten. Wenn die Sonne schien, bin ich raus. Ich habe gemerkt, wie produktiv ich draußen bin – die Ideen kamen mir wie zugeflogen. Oft habe ich abends noch weitergearbeitet und Texte geschrieben, einfach weil die Ideen flossen. Es war weniger getaktet. Und das hat gutgetan.
Die Nähe zur Natur war für mich sehr besonders. Der Gebirgsbach in ein paar Metern Entfernung rauscht ununterbrochen – morgens, mittags, abends und natürlich auch nachts. Am Anfang war das ungewohnt, vor allem weil es viel geregnet hat und der Wasserstand stieg. Aber schon nach kurzer Zeit wurde es zu einem vertrauten Hintergrundgeräusch. Es beruhigt, filtert andere Geräusche und erinnert mich ständig daran, dass ich mitten in der Natur lebe.
Ich war fast jeden Tag draußen. Am Bach. Im Wald. Mit dem Notizbuch auf meinem Lieblingsfelsen. Ich habe Inspiration gesammelt und mir erlaubt, einfach nur zu sein. Diese Verbindung zur Natur war eines der großen Geschenk dieser Wochen.

Veränderung leben: Innere Prozesse und Transformation
Diese Wochen waren nicht nur äußerlich ein Aufbruch. Auch innerlich war es eine Zeit großer Bewegung. Ich bin mit vielen Fragen losgefahren: Wie soll es weitergehen? Was ist der nächste Schritt? Wohin führt mein Weg?
Doch zunächst kam nichts. Die ersten zwei Wochen waren geprägt von Ausmisten, Organisation, irgendwann dann auch Dauerregen und Arbeit. Ich war beschäftigt – so sehr, dass für Antworten kaum Raum blieb. Und gleichzeitig waren viele Gefühle da. Es war eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen Freude und Traurigkeit.
Irgendwann dann begannen sich langsam die Gedanken zu sortieren und erste Erkenntnisse kamen. Und auch die Gefühle veränderten sich. Es wurde klarer und plötzlich lagen neue Wahrheiten vor mir.
Es war eine Zeit des Loslassens. Ideen, die sich bisher stimmig angefühlt hatten, passten plötzlich nicht mehr. Neue Seiten von mir haben sich gezeigt. Meine Werte wurden deutlicher, meine Wünsche klarer.
Ich fühlte noch deutlicher, wie ich leben möchte. Und auch, dass einer dieser tiefen Wünsche nach „Heimat“ ganz anders schon in mir lebt als ich bislang glaubte. Ich spürte das erste Mal sehr deutlich, dass ich Freiheit und Flexibilität brauche, um überhaupt kreativ zu sein. Auch örtlich.
Ein Ziel, das mich lange Jahre begleitet hat, die „Lebensoase“, durfte für jetzt erstmal gehen. Denn durch den Prozess und das Fühlen meiner Bedürfnisse und Werte spürte ich, dass es gerade nicht mehr passt. Aber dazu werde ich nochmal einen separaten Artikel schreiben.
Was ich auf jeden Fall gelernt habe: Freiheit ist nicht nur Luxus für mich – sie ist lebensnotwendig. Wenn ich frei bin, wenn ich unterwegs bin, dann fühle ich mich lebendig. Dann erlebe ich wirklich. Und nur dann habe ich in mir auch den Raum, um die Kreativität fließen zu lassen.
Und: Die Natur ist mein Zuhause. Draußen sein, morgens, mittags, abends. Draußen arbeiten, schreiben, denken. Raus aus dem Schreibtischmodus und rein ins Leben.
Fazit: Die Veränderung bleibt
Es hat sich viel verändert in diesen fünf Wochen. Vor allem in mir.
Und es arbeitet noch immer. Es ist nicht so, dass jetzt, wo ich wieder in Deutschland bin, die Veränderung aufhört.
Vielleicht ist es genau das, was ich aus dieser Zeit als Lernerfahrung mitnehme:
Die Veränderung selbst.
Offen zu sein für neue Impulse. Offen zu sein, dass das, was ich bisher als meine Wahrheit erkannt hatte, nicht mehr meine Wahrheit sein muss. Und die Bereitschaft, alte Wege zu verlassen, auch wenn ich die neuen noch nicht kenne.
Die Leichtigkeit und Freiheit, die ich erleben konnte, darf mit in den Alltag einziehen. Es ist noch immer eine Lernaufgabe für mich, dem Leben zu vertrauen, ohne heute schon wissen zu müssen, wie alles in drei oder zehn Jahren sein soll. Ich darf jetzt entscheiden. Für diesen Moment. Für das, was sich jetzt stimmig anfühlt. Und das genügt.
Ich nehme viel mit aus dieser Zeit.
Inspiration für Texte und Bücher. Klarheit über meine Werte.
Und vor allem: Meine Lebensfreude.
Neueste Kommentare