Aus der inneren Vorratskammer ins Leben
In meiner inneren Vorratskammer stapeln sich Gläser.
Manche sind prall gefüllt, in anderen ist nur ein kleines bisschen drin.
Es gibt künstlerisch verzierte Gläser mit schönen Titeln, aber auch schmutzige und eingestaubte Gläser, die ein bisschen wie falsch abgestellt wirken.
In meiner inneren Vorratskammer stehen Ideen, Gedanken, Impulse.
Manche sind schon in Form von Geschichten, Blogartikeln oder Posts, andere noch lose.
Sie stehen da, liebevoll eingekocht und eigentlich bereit, geöffnet zu werden.
Aber:
Statt sie rauszuholen und zu öffnen, um sie mit anderen zu teilen, stelle ich immer neue Gläser dazu.
Die Regale biegen sich unter der Fülle – und trotzdem verlässt kaum etwas die innere Vorratskammer.
Und am liebsten halte ich die Tür fest verschlossen, damit keiner merkt, was sich darin für ein Schatz befindet.

Ein Frühstückskorb in einer Unterkunft – und so fühlen sich meine Ideen auch manchmal an: Zu viele Ideen und alle versteckt?
Ich habe manchmal das Gefühl, zu viele Ideen zu haben. Gar nicht mehr hinterherzukommen und die Gedanken in eine Form bringen zu können. Vielleicht kennst du das ja auch?
Heute nehme ich dich mal mit in diesen Strom in meinem Kopf, der durchaus immer wieder auch sehr herausfordernd ist. Es ist ein sehr persönlicher Einblick in meine kreative Welt. Natürlich mit einem essbaren Vergleich – als Foodie komme ich da wohl kaum drumherum.
Woher all diese Gläser kommen
In mir gibt es einen stillen See. Von außen wirkt er ruhig, glatt, fast unbewegt. Aber wer genau hinsieht, merkt schnell: Hier ist Leben. Hier ist ständig was los.
Mal fliegen Steine hinein – große Brocken oder kleine Kiesel –, die Wellen schlagen und neue Muster ziehen. Mal schwirrt eine Libelle über die Oberfläche und hinterlässt ein feines Zittern im Wasser. Dann springt ein Fisch aus der Tiefe, zeigt sich kurz und verschwindet wieder.
Diese Steine, Libellen, Fische, das sind all die Reize von außen: was ich sehe, rieche, höre, schmecke, lese, fühle. Es sind Gespräche, Begegnungen, Geräusche, Gerüche, Farben, Worte, Stimmungen. Sie kommen aus allen Richtungen, meistens auch noch gleichzeitig, und treffen mitten in mir aufeinander.
Ich nehme sie alle wahr, meist ungefiltert. Sie tauchen ein in den See und beginnen, sich sofort zu verbinden, zu verändern, neue Formen anzunehmen.
Manchmal ist das überwältigend. Aber oft ist es genau das, was in mir diese plötzlichen Kreativitätsschübe auslöst.
Warum so viel drinnenbleibt
Die Tür zu meiner inneren Vorratskammer an Ideen halte ich normalerweise fest geschlossen. Ich öffne sie fast nur, um etwas neues darin abzustellen. So sammelt sich dort immer mehr an. Und dann kommt manchmal das Gefühl, dass ich zu viele Ideen habe.
Worüber ich gerade nachdenke, was mich beschäftigt, was mich vielleicht inspiriert hat – all das ist für mich mein Ding. Ich teile es nur selten mit anderen Menschen.
Das liegt auch daran, dass die Ideen für mich zu Beginn oft kaum greifbar sind. Da ist vielleicht eine Beobachtung, ich denke über etwas nach, es kommt ein Gefühl; und all das konserviere ich dann in einem Erinnerungsglas in meiner Vorratskammer. Und meistens auch technisch in meinem Second Brain, damit ich diese Idee auch bloß nicht wieder vergesse. Aber: Diese ersten Impulse und Gedanken kann ich kaum verständlich in Worte fassen.
Gerade bin ich wieder in unserem Haus in Slowenien. Und ich merke wieder: Hier kommen mir besonders viele Ideen. Ich kann mich kaum davor retten, ständig kommt ein neuer Gedanke, ein neuer Impuls, eine (manchmal auch wirklich vollkommen absurde) Idee. Irgendetwas scheint hier meinen kreativen Anteil besonders anzukurbeln.
Ehrlich gesagt liebe ich diesen Zustand. Ich fühle mich verbunden und habe das Gefühl, die Welt ein kleines Stückchen besser zu verstehen – auch wenn ich die Ideen und Gedanken noch nicht ganz greifen kann.

Das alltäglichste kann in mir schon einen wahren Kreativitätssturm auslösen – wie etwa diese Drillings-Kirschen.
Wenn die Vorratskammer überquillt
Aber manchmal kommt auch die Überforderung.
Denn ja, ich sammle viele Impulse, Ideen und Gedanken. Aus manchen werden schon ganze Blogartikel mit Bildern oder andere Texte. Aber veröffentlicht wird kaum etwas.
Ich bringe etwas auf die Welt, aber halte es versteckt. Es ist ein bisschen so, als ob die Gedanken in einem Zwischenstadium verweilen würden. Und es ist schon komisch: ich bin innerlich kreativ und produktiv, aber davon bekommt die Außenwelt kaum etwas mit.
Woran das liegt? Ich nehme mir oft nicht die Zeit, um konzentriert und fokussiert zu veröffentlichen. Dieser rein technische Schritt macht nicht so viel Spaß wie all die anderen Schritte. Viel lieber bin ich draußen unterwegs, hänge meinen Gedanken nach oder bringe etwas Neues aufs Papier. Und für so einen „langweiligen“ Job scheint auch nie der richtige Moment zu sein.
Außerdem lässt der Fluss an neuen Gedanken und Ideen die alten in den Hintergrund rücken. Denn die neuen fühlen sich dringender und vor allem aufregender an.
Parallel zu diesem Blogartikel etwa liegen einige weitere (fast) fertige Artikel im Ordner. Aber heute war der Moment für diesen hier gekommen. Und so schreibe ich über meine (innere) Vorratskammer mit zu vielen Ideen. Und dieser wird auch veröffentlicht!
Wenn ich dann mal Zeit und Raum habe, um meine kreative Vorratskammer voller Ideen durchzuschauen, bin ich oft erstaunt, was ich dort finde. Dass ich schon so viel festgehalten, gesammelt und kombiniert habe. Und dass manches nur noch einen kleinen Feinschliff braucht und schon fertig wäre, um raus in die Welt zu gehen.
Eine Idee kommt bald in die Welt: Mein Buch!
Das erste große Projekt, das schon ganz bald in die Welt kommen darf, ist mein Kinderbuch Ben und der Brotzauber. Es wirklich für „fertig“ zu erklären, war die erste Challenge für mich. Das Zitat von Goethe, das mich schon in Uni-Zeiten begleitet hat, passt hier wunderbar: „So eine Arbeit wird eigentlich nie fertig, man muß sie für fertig erklären, wenn man nach Zeit und Umständen das möglichste getan hat.“
Ja, ich hätte noch immer weiter etwas daran verändern können. Und dennoch habe ich irgendwann entschieden, es in die Welt zu bringen. Auch wenn es vielleicht für mein Gefühl noch nicht „ganz fertig“ ist.
Aber das klare Ziel der Veröffentlichung in diesem Herbst und die liebevollen (und manchmal leicht nervigen ;-)) Nachfragen aus meinem Umfeld haben verhindert, dass auch dieses Projekt in der Vorratskammer verstaubt und eben nie von mir für fertig erklärt wird.
Zu viele Ideen? Wie ich lerne, die Tür zu öffnen
Zurück zu den konservierten Ideen in meiner überfüllten Vorratskammer.
Ganz ehrlich: Ich bin unglaublich dankbar über diesen Ideenfluss mit ständig neuen Ideen. Wenn der fehlt und es innerlich leer ist, fühle ich mich immer unvollständig.
Und trotzdem möchte ich in Zukunft meine Gedanken öfter teilen. Denn nur wenn ich die Tür zu meiner Vorratskammer öffne und auch mal ein Glas herausnehme, kann es die Welt berühren.
Wie ich das genau machen werde, weiß ich noch nicht. Vielleicht eine Struktur mit festen Veröffentlichungszeitpunkten. Oder direkt fokussiert ein Thema abschließen, bevor ich das nächste beginne (okay, das wird definitiv schwierig ;-)).
Mal sehen, was sich entwickelt.
Vielleicht hast du ja auch eine Idee für mich?
Und jetzt bin ich neugierig:
Was steht in deiner (inneren) Vorratskammer, ohne dass die Welt etwas davon weiß?
Stell dir vor, wir öffnen sie alle, die kleinen und großen Gläser in unseren (inneren) Vorratskammern. Plötzlich duftet es überall nach Geschichten, Ideen, Möglichkeiten. Und vielleicht duftet die Welt dann nach einer ganz neuen, vielfältigen Mischung?!
Liebe Johanna,
Welch ein schöner Vergleich mit der Vorratskammer.
Ideen habe ich auch immer im Überfluss – eine zentrale Sammelstelle wäre ein guter erster Schritt. Und dann immer mal wieder gucken, wann eine Idee „reif“ ist.
Ich schau gleich mal in meine Kammer .
Liebe Grüße,
Sandra
Ja, hol was schönes raus aus deiner Vorratskammer, liebe Sandra!
Seitdem ich alles in meinem digitalen SecondBrain notiere habe ich die Zettelwirtschaft einigermaßen unter Kontrolle. So baue ich mir nach und nach eine zentrale Sammelstelle auf, die ich immer bei mir habe. Das brauchte am Anfang zwar viel Disziplin, ist inzwischen aber eine entspannte Routine geworden. Das kann ich sehr empfehlen. 🙂