Was in der Küche beginnt, kann das ganze Leben verändern

Mein Magen knurrt. Ein Blick in den Kühlschrank – Was ist noch da? Im Gemüsefach liegen Möhren, Gurken, Paprika und Salat. Eine kunterbunte Mischung.

Ein kurzer Moment des Nachspürens: Auf einen bunten Salat habe ich keine Lust.
Etwas Warmes soll es sein. Was davon mag ich essen? Und was geht schnell?

Ohne groß zu überlegen, greife ich zu dem Gemüse, das mich gerade anspricht und lege los. Einen Plan? Gibt es nicht. Ein Rezept? Fehlanzeige.

Dann geht es schnell. Kein Denken, kein Plan – nur meine Hände und mein Bauchgefühl. Ich koche ohne nachzudenken. Ich greife zur Gewürzkiste und weiß intuitiv, wonach ich suche – obwohl ich nichts vorbereitet habe. Ich rieche. Ich improvisiere. Ich bin ganz da.

Warum ich Kochen mit Rezept nicht mag

In meinem letzten Blogartikel habe ich davon berichtet, dass ich am liebsten die krummen Gurken und anderen außergewöhnlichen Gemüseformen mag. Lies gerne hier nach, falls du noch nicht weißt, wieso. 
Heute geht es um das Kochen mit oder ohne Rezepten. Ich nehme dich mit in meine Zauberküche.

Früher habe ich meist nach Rezept gekocht. Ich habe mir das Rezept angeschaut, es in die Küche gelegt und dann während dem Kochen doch wieder entschieden, dass ich dieses oder jenes anders mache.

Heute nehme ich Rezeptbücher nur noch zur Inspiration zur Hand. Eine spannende Kombination hier, eine interessante Idee dort. Doch streng nach Rezept kochen? Das kann ich nicht mehr. Und ich will es auch gar nicht. Das fühlt sich für mich einengend an. Dann werde ich zur Maschine und koche zwar, aber bin nicht wirklich präsent dabei. Der Kochflow bleibt aus.

Kochen ohne Rezept führt schon manchmal zu lustigen Situationen. Vor allem wenn Gäste da sind und nach dem Rezept gefragt wird. Vielleicht kennst du das auch. Ein Gericht schmeckt so gut, dass man es unbedingt selbst nachkochen möchte. Oder ich werde gefragt, wie ich eigentlich dieses oder jenes Lebensmittel zubereite. Wenn ich dann sage: „Ich habe kein Rezept“, folgt meist erstmal Schweigen. Und wenn dann noch jemand nachhakt: „Aber du musst doch wissen, was du reingetan hast“, kann ich es oft nicht exakt sagen – Mengenangaben schon gar nicht.

Wenn ich koche, habe ich oft eine grobe Idee. Zumindest weiß ich, welche Gemüse ich essen möchte. Aber das Wie entsteht erst beim Kochen. Vielleicht noch dieses Gewürz mit rein, vielleicht mal jene Zutaten kombinieren. Und meistens schmeckt es am Ende auch noch richtig gut.

Es ist tatsächlich so: Bei mir gibt es kein Gericht zweimal. Jedes Mal entsteht etwas Neues. Und oft weiß ich auch gar nicht mehr, wie ich es beim letzten Mal gemacht hatte.

Kochen und Vertrauen

Kochen ohne Rezept ist für mich ein Eintauchen. In den Moment. In die Verarbeitung der Lebensmittel. Und in mich selbst.

Besonders magisch ist der Moment des Abschmeckens. Ich gehöre nicht zu denjenigen, die beim Kochen schon ständig hier und da probieren. Ich probiere erst ganz zum Schluss – wenn ich eigentlich schon das Gefühl habe, fertig zu sein. Und wenn der erste Löffel oder die erste Gabel dann ein Feuerwerk auf der Zunge auslöst, bin ich selbst jedes Mal wieder überrascht. Oft passt es einfach. Ohne Nachwürzen. Ohne Nachdenken. Das beeindruckt mich immer wieder. 

Die Küche ist mein Rückzugsort, mein Safe Space. Wenn ich allein bin und vor mich hin schnipple, verarbeite, würze und abschmecke, bin ich ganz bei mir. Es ist fast wie in einer anderen Welt für mich.

Dieser Zugang zum Kochen (und inzwischen auch zum Backen) ist über Jahre gewachsen. Natürlich gab es auch mal Tage, an denen die kreative Freiheit ein „interessantes“ Gericht hervorgebracht hat – weit entfernt von superlecker. Aber wie so oft gilt: Übung macht die Meisterin. Heute kann ich meiner Intuition in der Küche fast immer vertrauen.

Und das Schönste daran? Es schmeckt mir. (Und zum Glück oft auch den anderen Menschen.) Mein Geschmackssinn hat sich über die Jahre verfeinert. Wenn ich heute irgendwo anders esse, denke ich oft „Ach, da hätte aber noch etwas mehr Pfiff reingedurft.“ Denn langweilige, unausgewogene Gerichte mag ich nicht mehr.

Ich liebe es bunt. Ein bisschen von diesem, ein Hauch von jenem. Für manche ist das zu viel – für mich genau richtig. Mein Kochen ist wie meine Kreativität: unvorhersehbar, farbenfroh, lebendig. Ein Ausdruck meiner Neugier, Lebensfreude und von meinen vielfältigen Interessen.

Das mag nicht jeder. Ich weiß noch, wie ich als Jugendliche mit meinen Eltern bei einer großen Food-Messe war. Es gab ein Kochevent und jemand aus dem Publikum sollte dem Koch Anweisungen geben. Irgendwie stand ich da plötzlich auf der Bühne. Ja, spannend.
Ich lief mit dem Koch zu Hochform auf. Gemeinsam zauberten wir Lachs mit Gurken-Weintrauben-Gemüse und weißer Schokolade. Ich fand es köstlich. Viele im Publikum waren skeptisch. Zum Glück hat mich diese fehlende positive Rückmeldung nicht davon abgehalten, weiterhin intuitiv und ohne Rezept zu kochen …

Was beim Kochen beginnt, hört nicht am Tellerrand auf

Warum ich diesen Blogartikel schreibe? Zum einen, weil ich der Meinung bin, dass Kochen ohne Rezept viel mehr Spaß macht. Zum anderen – und vor allem – um mich selbst zu erinnern.

Was für das Kochen gilt, kann auch fürs ganze Leben gelten. Intuition statt Kontrolle. Vertrauen statt Nachahmen. Eigenes Kreieren statt sich an fremden Plänen entlangzuhangeln.

Wenn ich mir in der Küche vertraue, übe ich genau das, was ich mir auch für andere Lebensbereiche wünsche. Ich übe, meiner Intuition zu folgen und meinen Impulsen zu vertrauen. Loszulassen, was sich eng anfühlt – sei es ein Rezept oder eine Erwartung. So frei, wie ich in der Küche unterwegs bin, bin ich es wohl in keinem anderen Lebensbereich.

Ich habe innerlich den Wunsch, es im Business auch zu schaffen. Aber da dieses Feld noch vollkommen neu für mich ist, braucht es natürlich Zeit und Lernerfahrung. Das Thema Sichtbarkeit etwa ist gerade ein Übungsfeld für mich. Wenn ich Pläne und Strukturen sehe, wie ich wann was zu posten habe, also ein Sichtbarkeits-Rezept bekomme, habe ich überhaupt keine Lust. Dann komme ich auch nicht ins Tun.
In den letzten Wochen habe ich mich deswegen dazu entschieden, mir selbst immer mehr zu erlauben, einfach meinem Flow zu folgen. Wenn ein Impuls kommt, diesen anzuerkennen und umzusetzen. Egal, ob das irgendeinem Plan entspricht. So ist auch dieser Artikel entstanden. Einfach weil ich Lust dazu hatte.
Und ja: das ist ein Bereich, bei dem ich noch Übung brauche. Bei dem ich noch nicht so viel Vertrauen in meine Intuition habe. Und bei dem ich mich immer wieder von den Rezepten anderer verunsichern lasse.

Aber wie beim Kochen gilt auch hier: Übung macht die Meisterin.

Und du?

So wie ich in der Küche immer wieder meinem Gefühl voller Vertrauen folge, möchte ich lernen, das auch im Business zu tun. Und am liebsten auch in all den anderen Lebensbereichen. Ich bin noch nicht da, aber ich übe täglich. Vielleicht hast du auch so einen Bereich, in dem du dich traust, ohne Plan loszulegen?

In welchem Lebensbereich bist du „rezeptfrei“ unterwegs?
Wo verlässt du dich ganz auf deine Intuition, dein Gefühl, deine innere Weisheit?

Für mich ist die Küche der beste Ort, um Vertrauen zu üben. Und falls du es noch nie ausprobiert hast: Probiers mal aus. Koche heute doch mal ohne Rezept. Mehr als nicht schmecken kann es ja kaum. 😉
Oder fang mit einem kleinen Schritt an und tausch beim nächsten Gericht einfach mal eine Zutat aus. Spür rein und erlaub dir loszuspielen.

Welcher Bereich es bei dir auch ist, erinner dich immer wieder daran:
Vertrau dir. Es darf schiefgehen. Und es könnte ja auch großartig werden.

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