Sauerteig besteht aus Mehl und Wasser. Und aus Magie.
Es war aufregend, als ich im Jahr 2016 meinen allerersten Sauerteig selbst gezüchtet habe. In meiner Studentenwohnung stand über mehrere Tage hinweg eine unscheinbare Schüssel in der Küche. Wieder und wieder habe ich vorsichtig hineingeschaut, immer auf der Suche nach dem ersten Lebenszeichen.
Es dauerte. Und dauerte. Aber irgendwann dann begann der Teig tatsächlich zu blubbern. Ganz leise, ganz lebendig. Ich erinnere mich noch heute an das freudige Gefühl, dass es geklappt hatte. Ich hatte tatsächlich etwas zum Leben erweckt.
Damals wusste ich noch nicht viel über Sauerteig. Und ehrlich gesagt: Ich bin bis heute keine Wissenschaftlerin. Aber ich habe diesen Teig über die Jahre kennen- und vor allem lieben gelernt wie einen alten Freund.
Was ist Sauerteig eigentlich?
Sauerteig ist, ganz einfach gesagt, eine Mischung aus Mehl und Wasser. Mehr braucht es nicht. Und doch steckt so viel mehr darin. Denn was diesen Teig wirklich besonders macht, ist etwas, das in unserer heutigen Welt oft zu kurz kommt: Zeit.
Lässt man die Mischung stehen, passiert das, was ich nur als Magie beschreiben kann. Der Teig beginnt zu leben.
Mikroorganismen, genauer gesagt Hefen und Milchsäurebakterien, sind überall, auch in der Luft. Auch wenn wir sie nicht sehen können, sind sie doch immer da. Und sie finden in diesem einfachen Teig ein Zuhause und ihre Nahrung. Wenn sie dann mit der „Arbeit“ beginnen, entstehen nach und nach die ersten Blubberbläschen und der charakteristische leicht säuerliche Duft. Der Sauerteig wird lebendig.
Wer’s fachlich genauer wissen möchte: Genau diese Mikroorganismen lassen den Teig aufgehen, säuern ihn und machen ihn so haltbarer und bekömmlicher. Und wer tief einsteigen möchte, dem kann ich Lutz Geißler empfehlen. Aber hier soll’s nicht um Wissenschaft gehen – sondern um das Wunder dahinter.
Warum Sauerteig für mich mehr ist als ein Teig
Mich fasziniert am Sauerteig nicht nur, dass er funktioniert und ich damit Brot backen kann.
Mich berührt, wie er funktioniert.
Wie etwas scheinbar Totes lebendig wird, wenn man es einfach in Ruhe lässt.
Wie aus einer pampigen Mehl-Wasser-Mischung nach ein paar Stunden ein fluffiger, duftender Teig mit lauter kleinen Luftbläschen wird.
Darüber staune ich jedes Mal wieder.
Der Sauerteig erinnert mich daran, dass gute Dinge ihre Zeit brauchen.
Das nicht alles immer sofort sichtbar ist.
Und auch, dass Lebendigkeit oft in stillen Momenten entsteht.
Was mich außerdem berührt: In unserem Sauerteig-Starter steckt noch immer ein kleiner Rest von einem inzwischen sechs Jahre alten Sauerteig. (Wenn du dich jetzt fragst, was mit meinem allerersten Sauerteig von 2016 passiert ist – der ist im Rahmen meiner eigenen Ernährungsreise schon sehr bald „gestorben“…)
Und dennoch: in jedem Brot lebt ein Stück Geschichte weiter. Denn auch dieser Sauerteig hat in seinen 6 Jahren schon einiges erlebt. Und gleichzeitig wird er durch das regelmäßige Auffrischen immer wieder neu. Alt und neu gleichzeitig. Auch das finde ich unglaublich schön.
Was Kinder und Erwachsene vom Teig lernen können
Für mich ist ein Sauerteig ein grandioser Lehrer. Er lehrt mich, Geduld zu haben, hinsehen zu lernen und darauf zu vertrauen, dass sich Dinge entwickeln, auch wenn ich von außen noch nichts erkennen kann.
Ich glaube: Das kann jeder beim Backen erleben. Egal, ob alt oder jung; backerfahren oder Neuling.
Ein Sauerteig blubbert nicht auf Knopfdruck. Er braucht Aufmerksamkeit, aber kein Drängen. Er lädt dazu ein, mit allen Sinnen wirklich da zu sein: zu riechen, zu fühlen, zu schauen und zu spüren, wie sich etwas verändert.
Und das, glaube ich, ist in einer Welt, die oft schnell und laut ist, ein Geschenk.
Warum der Sauerteig in meinem Kinderbuch eine besondere Rolle spielt
Diese Faszination hat mich seit vielen Jahren nicht mehr losgelassen. Und sie hat auch ihren Weg in mein erstes Kinderbuch gefunden. In Ben und der Brotzauber, das im Herbst erscheint, entdeckt ein Junge gemeinsam mit seinem Opa einen lebendigen, geheimnisvollen Teig. Und sie erleben gemeinsam, was dieser Teig alles verändern kann. Soviel vorweg: Es passiert nicht nur in der Schüssel.
Denn Sauerteig verbindet.
Mehl und Wasser. Generationen. Und manchmal auch Menschen, die lange kein Wort mehr miteinander gesprochen haben.
Der Teig in meiner Küche erinnert mich jeden Tag daran, dass Magie oft leise ist. Und vor allem, dass manchmal alles, was es braucht, das Vertrauen ist.
Möchtest du wissen, wie ein lebendiger Teig ein ganzes Abenteuer entfacht?
Dann begleite Ben und seinen Opa in meinem Kinderbuch Ben und der Brotzauber, das im Herbst erscheint. Mehr Infos findest du bald hier auf der Seite!
Und wenn du tiefer eintauchen möchtest, was Sauerteig mit Vertrauen, Loslassen und dem Leben zu tun hat, lies auch meinen Artikel: Warum Sauerteig mehr ist als nur Brot
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